Offener Brief an Oberbürgermeister und Stadtrat

Oberbürgermeister Manfred Schilder


Bürgermeisterin Margarete Böckh, Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger


Stadtrat Memmingen

Memmingen, den 20.03.2022

 

Offener Brief zur Verkehrsproblematik in der Grenzhofstraße und dem Nordweg durch die Bebauung des Grenzhof-Areals und dem Neubau des Klinikums


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schilder,


sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Böckh, sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Steiger,


sehr geehrte Stadträt_innen,


vor vier Monaten, hat die Bürgerinitiative Grenzhofstraße - Nordweg 615 Unterschriften von Unterstützern des Ziels der Bürgerinitiative an Sie übergeben. Die BI hat sich zum Ziel gesetzt, die Verkehrsbelastung in dieser Straße zu reduzieren. Aufgrund der Bebauung des Grenzhofareals und des neuen Klinikums an der Europastraße wird es in dieser Straße zu dem schon starken Durchgangsverkehr noch einmal deutlich mehr Verkehr geben. Dies wird für die Anwohner der Straße und die angrenzenden Wohngebiete unerträglich. Zudem entsteht durch die geplante Bebauung ein weiteres Problem für die angrenzenden Straßen. Der Plan, dass nur ein Parkplatz pro Wohneinheit und nur 90 Besucherparkplätze gebaut werden sollen und oberflächlich kein weiterer Parkraum zur Verfügung stehen soll, führt zu weiterem Parkdruck in den angrenzenden Wohngebieten. Hier ist die Parkplatzverfügbarkeit heute schon stark begrenzt und sorgt für große Not.
Dass dies nicht nur die direkten Anwohner der Straße, sondern auch die angrenzenden Wohngebiete betrifft, zeigt die große Unterstützung mit über 600 Unterschriften, die die Ziele der Bürgerinitiative unterstützen.
Wir apellieren an Ihre Vernunft, hier alle Hebel in Bewegung zu setzen um unsere Forderungen für einen Anschluss an die Tempo 30-Zonen der angrenzenden Wohngebiete und die Aufhebung des Vorfahrtsstraßenprivilegs zu veranlassen. Nur so kann der starke Durchgangsverkehr reduziert werden und die Straße für die Anwohner und die zukünftigen Bewohner des Grenzhofareals nutzbar und erträglich bleiben.


Anschluss an Tempo 30 - Zonen oder Fahrradstraße


Die Nutzung der Straße für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer muss derzeit in Frage gestellt werden.


⦁ Diese Straße ist im Radverkehrskonzept Memmingen als Radverkehrsweg dem "Hauptnetz 2. Ordnung" zugewiesen, obwohl es keine Radwege gibt! Die Radfahrer sind durch parkende Fahrzeuge gezwungen, auszuweichen und können nur auf die Aufmerksamkeit der PKw-Fahrer hoffen. Viele Radfahrer benutzen deswegen aus Angst den ohnehin  schmalen Gehweg!


Diese Umstände widersprechen der Auszeichnung als "fahrradfreundliche Stadt"!


⦁ Zudem sind jetzt schon Menschen mit Behinderung auf Elektro-Rollstühlen auf der Fahrbahn unterwegs - Tendenz demographiebedingt steigend! Sie sind auf die Benutzung  der Fahrbahn angewiesen, da wegen der teils steil abfallenden Furten der Grundstücksausfahrten der Gehweg nicht benutzt werden kann!


⦁ Ein Sammelbus der Unterallgäuer Werkstätten ist ebenfalls mehrmals täglich unterwegs und lässt Menschen mit Behinderung direkt an der Straße ein- und aussteigen - ohne Bushaltestellen!

Beispiele für die beschrieben Situationen
(Foto: Kinder befahren Fahrbahn und Radweg in entgegengesetzter Richtung!)
(Foto: E-Rollstuhlfahrer auf der Fahrbahn mit Gegenverkehr!)
(Foto: E-Rollstuhlfahrer_in auf der Fahrbahn!)
(Foto: Radfahrerin überholt E-Rollstuhlfahrer_in auf der Fahrbahn!)(Foto: E-Rollstuhlfahrer_in mit rückwärtigem Verkehr!)


Die Bürgerinitiative hofft auf die Einsicht der Stadtverwaltung und der Gremien des Stadtrates, bereits jetzt die entscheidenden Weichen zu einer Verkehrsberuhigung in dieser Straße zu sorgen, da mit der Fertigstellung der Groß-Bauprojekte die Grenzen der Verkehrsbelastung sicher überschritten werden!
Eine Straßenraumbreite von nur zehn Metern von Gartenzaun zu Gartenzaun mit einer nur sieben Meter breiten Fahrbahn, auf der Fahrbahn parkenden Fahrzeugen, Radverkehr ohne Radwege und Hofeinfahrten quer zur Fahrbahn, anwohnenden Senioren und Busverkehr mit Menschen mit Behinderung ist für eine Befahrung ohne Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Km/h nicht geeignet!


Vernünftige Anbindung des Grenzhof-Areals an die Hauptverkehrsstraßen durch Kreisverkehr


Es ist damit zu rechnen, dass im Grenzhofareal nach der endgültigen Bebauung in etwa so viele Einwohner leben werden, wie aktuell in Dickenreishausen. Lt. den Planungen der Stadtverwaltung soll der Hauptstrom des Verkehrs aus dem Grenzhofareal über eine Straße gegenüber der Schillerstraße auf die Grenzhofstraße geleitet werden. Dies wird unweigerlich zu einem Chaos (die Ampelanlage beim Adenauerring ist beispielsweise nur gut 100 Meter entfernt) und damit zum Unfrieden der jetzigen Anwohner, aber auch der zukünftigen Bewohner des Grenzhofareals führen.
Die Bürgerinitiative hat bereits in der Einladung des Stadtrates zur Besichtigung am 13.09.21 darauf hingewiesen, dass nur durch einen fünfarmigen Kreisverkehr statt der Kreuzung Grenzhofstraße - Adenauerring eine vernünftige und zukunftsweisende Verkehrsanbindung des Wohngebietes an die Hauptverkehrsstraßen möglich ist.

(Satellitenfoto - Zeichnung)

Ein Kreisverkehr mit bis zu 50 m Durchmesser ist hier möglich. Durch eine leicht elliptische Form, ließe sich sogar noch Platz sparen! Dieser Kreisverkehr würde gleich mehrere Verkehrsproblematiken lösen:


⦁ Verkehrszunahme durch Grenzhof-Areal kann ohne Hinderung durch eine Ampelanlage leicht in den fließenden Verkehr integriert werden!


⦁ Tageszeitliche Verkehrsspitzen können selbstregulierend bezwungen werden!


⦁ Platzverbrauch ist geringer als zwei Zufahrten auf die Grenzhofstraße und den Adenauerring!


⦁ "Grün"-Gewinn durch begrünten Mittelkreis und Einsparung von Fahrstreifen. Derzeit haben alle vier Straßen zwei Einfahrts-Streifen in die Kreuzung. Ein Kreisverkehr hat je ein Einfahrts- und ein Ausfahrtsstreifen!


⦁ Den Investitionskosten für den neuen Kreisverkehr sind Einsparungen beim Stromverbrauch und bei den Wartungskosten für mindestens 27 Lichtzeichen gegenzurechnen. Außerdem dürfen Kosten bei einer zukunftsweisenden Verkehrsregelung für den neuen Stadtteil Grenzhofareal nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein!


Da nach dem Gutachten der Bernard-Gruppe 80% der ca. 2.000 Zu- und Abfahrten in Richtung des Adenauerrings führen, ist diese verkehrspolitische Entscheidung aus unserer Sicht zwingend erforderlich!“

Ausreichend Parkplätze


Die Schaffung von genügend Parkplätzen in einem Neubaugebiet ist angesichts der bereits vorhandenen Problematik in den angrenzenden Straßen unbedingt erforderlich. Ein "autofreies Areal" zu schaffen und dabei billigend in Kauf zu nehmen, dass dabei angrenzende Wohngebiete noch mehr belastet werden, ist unsozial!

Mit freundlichen Grüßen


Christian Eckhard
Bürgerinitiative
Grenzhofstraße - Nordweg


im Namen von über 600 Unterstützern!